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Replikation als soziale Bewegung - Eine Kartographie von (internationalen) Replikationsinitiativen in den Verhaltens-, Sozial- und Kognitionswissenschaften

(04/2023 - 03/2026)
 
Sheena F. Bartscherer


Die Replizierbarkeit von Forschungsresultaten gehört zentral zu Diskussionen um methodologische Standards in verschiedenen Forschungsfeldern. Die aktuelle „Replikationskrise” schließt an solche älteren Debatten an und verspricht eine Verbesserung von Forschungspraktiken durch eine Klärung von Replikationskonzepten und durch die Aktualisierung von methodologischen Standards für ein zunehmend digitales und interdisziplinäres Forschungsumfeld. Die aktuelle Debatte um Replikation ist nicht mehr nur fachbezogen sondern interdisziplinär und erreicht sogar größere Öffentlichkeiten durch Massenmedien. Sie unterscheidet sich nicht nur dadurch von früheren Debatten, sondern auch durch eine zunehmende Zahl von tatsächlich durchgeführten Replikationsinitiativen, die ihre Resultate zur Diskussion stellen.

Replikationsinitiativen werden nicht nur als Beitrag zur Verbesserung von Forschungsqualität gesehen, sondern auch als neu entstehendes Forschungsfeld unter Bezeichnungen wie „replication science“ oder „meta research“. An bestehende Forschung aus der Wissenschaftssoziologie resp. den Science Studies zu neu entstehenden Forschungsfeldern lässt sich anschliessen und Replikationsinitativen als soziale Bewegungen konzeptualisieren. Neu entstehende Forschungsfelder haben sowohl epistemische Aspekte – bspw. neue Forschungsfragen, Methoden oder Konzepte und Theorien – als auch institutionelle – bspw. neue Zeitschriften, Organisationen oder Förderstrukturen. Replikationsinitiativen als soziale Bewegungen zu konzeptualisieren erlaubt es, sowohl die epistemischen wie auch die institutionellen Aspekte des Phänomens zu erfassen.

Das Projekt wird eine “Kartografie“ aller Replikationsinitiativen in den Sozial-, Verhaltens- und Kognitionswissenschaften erstellen. Um die epistemischen und institutionellen Aspekte zu erheben, werden zwei hauptsächliche Datenquellen verwendet: publizierte Dokumente der Replikationsinitativen (Artikel, Protokolle, Webseiten, etc.) und qualitative Interviews mit den teilnehmenden Forschenden. Diese werden in drei methodischen Schritten analysiert – Literaturübersicht, Inhaltsanalyse und neopragmatische Diskursanalyse – indem auf das Zusammenspiel von argumentativen und institutionellen Strukturen fokussiert wird. Daraus ergeben sich drei substantielle Beiträge: 1. Eine Kartografie als Überblick über das Feld. 2. Eine Diskursanalyse als Fallstudie für die Wissenschaftsforschung zu entstehenden Forschungsfeldern. Der Fall ist von strategischer (theoretischer) Relevanz für diese Literatur, da der Anspruch dieses entstehenden Forschungsfeldes „meta“ zu sein, sich von den typischen Fällen unterscheidet, die primär inter- oder transdisziplinär verfasst sind. 3. Eine Informationsgrundlage für Forschende im Feld der Replikationsinitativen über Gemeinsamkeiten und Differenzen von Replikationskonzepten, von Replikationsdesigns und von institutioneller Arbeit zur Förderung von Replikationen.

 

 


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